jobaspekte | helge stroemer, 2013
Die meisten Übersetzer haben Spezialgebiete wie Medizin und Jura. Oder sie sind im weiten Betätigungsfeld der Medien tätig. Britta Noack, 42, ist staatlich geprüfte Übersetzerin und Localization
Specialist. Sie arbeitet in San Diego, USA, für verschiedene Agenturen und Direktkunden. Ihre Spezialgebiete sind Videospiele, Entertainment, Musik, Untertitel (Konzertdoku "Shine a Light",
Rolling Stones) und Literatur.
Seit wann arbeitest du in diesem Beruf?
Ich bin seit zwölf Jahren Übersetzerin. Ich habe selbstständig angefangen und habe dann sieben Jahre lang bei der Gaming-Firma Sony Online Entertainment in der Abteilung International Operations
gearbeitet. Dort war ich für die deutsche Lokalisierung der Spiele verantwortlich. 2011 habe ich mich allerdings wieder selbstständig gemacht.
Warum bist du selbstständig? Gibt es kaum Festanstellungen in diesem Bereich?
Es ist mittlerweile schwierig geworden, als Übersetzer eine feste Anstellung zu finden. Ich habe es mir allerdings so ausgesucht, weil ich mein eigener Boss sein wollte und die Abwechslung in den
Aufträgen liebe.
Wie bist du zu deinem Job gekommen?
Ich habe während meiner Zeit an der Hochschule schon mit Sprachen gearbeitet. Es lag nahe, dass ich nach meinem Abschluss in dem Bereich bleiben werde.
Aus welchem Grund hast du dich für diesen Beruf entschieden?
Ich habe nach meinem Umzug in die USA sofort angefangen, mit Sprachen zu arbeiten - als Deutschlehrerin, ich habe Nachhilfe gegeben und bei Übersetzungen geholfen.
Übersetzen schien meine Berufung zu sein, sodass ich wieder die Schulbank gedrückt habe und mich als Übersetzerin habe ausbilden lassen. Bis heute liebe ich meine Arbeit.
Welche Ausbildung hast du?
- Magister im Bereich Sprach-/Medien- und Literaturwissenschaft (Hamburg, Osnabrück)
- Staatlich geprüfte Übersetzerin Englisch/Deutsch (Darmstadt)
- Zertifikat im Bereich Lokalisierung (New York University)
Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Jeder Tag ist anders. Ich habe verschiedene Kunden, mit denen ich Verträge habe und jeden Tag verschiedene Dokumente übersetze. Häufig kommen kurzfristige Projekte rein, an denen schnell
gearbeitet werden muss.
Dann gibt es langfristige Projekte, die über mehrere Wochen oder Monate gehen wie Literaturübersetzungen. Meine Arbeit ist sehr unberechenbar, aber eine Sache ist immer gleich: Ich sitze vor
meinem Laptop und tippe mir die Finger wund.
Welche Voraussetzungen muss ein junger Mensch für diesen Job mitbringen?
Zweisprachigkeit natürlich; zweisprachig aufgewachsene Menschen haben es besonders einfach, da sie meist in beide Richtungen übersetzen können. Spaß an Sprachen und einfach alles was damit
zusammenhängt.
Und ganz wichtig: Ein Feingefühl für die Muttersprache. Einen Text zu übersetzen bedeutet nicht, den Text von einer Sprache in die nächste umzuschreiben, sondern auch Rücksicht auf kulturelle
Unterschiede zu nehmen und ein Gefühl für natürlichen Sprachgebrauch zu entwickeln.
Welche Aufstiegschancen bieten sich?
Schwer zu sagen. Es kommt wirklich auf den Bereich an, in dem ein Übersetzer tätig ist. Selbstständigen reicht es meistens schon, ihren Namen auf einem übersetzten Buch, Dokument oder Film zu
sehen und dann sehen sie sich als erfolgreich an.
Festangestellte Übersetzer streben meistens eine Beschäftigung im Projektmanagement an, um dort weiterzukommen, oder aber sie öffnen ihre eigene Übersetzeragentur.
Insgesamt gesehen, halte ich die Karrierechancen für Übersetzer schon für gewaltig, da dieser Beruf sehr viele verschiedene Facetten hat und viele aus unserer Gilde oft in benachbarte Branchen
wechseln wie Projektmanagement, Marketing oder PR.
Welche Zukunftsperspektiven bieten sich in der Branche?
Selbst mit all der modernen Technik sind Übersetzer auf keinen Fall wegzudenken. Dokumente, Websites, Bücher oder Filme werden auch weiterhin übersetzt. Dolmetscher werden weiterhin für
Konferenzen oder in der Politik eingesetzt. Durch die Globalisierung haben Übersetzer gute Zukunftsperspektiven.
Welche negativen Seiten hat dieser Job?
Freischaffende Übersetzer arbeiten meistens hinter den Kulissen. Unsere Arbeit wird oft als selbstverständlich angesehen und vorausgesetzt.
Viele Kunden wissen nicht, wie viel Arbeit hinter einem übersetzten Projekt steckt bzw. sie wissen nicht, was der Übersetzer von ihnen benötigt, um das Projekt erfolgreich abzuschließen.
Die Bezahlung ist oftmals schlecht. Leider hat sich auch die Arbeitswelt der Übersetzer sehr stark negativ verändert. Viele Agenturen versuchen, mit wenig Ausgaben den größtmöglichen Gewinn für
sich selbst herauszuschlagen.
Leider gibt es in unserer Branche viele schwarze Schafe, die sich als Übersetzer präsentieren und für wenig Geld die Projekte annehmen, für die ausgebildete Übersetzer ihrem Können entsprechend
mehr verlangen würden.
Die Konkurrenz ist riesig und viele aus unserer Branche fühlen sich immer wieder unter Druck gesetzt, schlecht bezahlte Aufträge anzunehmen, um ihren Lebensunterhalt verdienen zu können. Die
Arbeitstage sind meist immer sehr lang und oftmals stressig.
Was rätst du jungen Menschen, die sich für diesen Beruf interessieren?
Übersetzer zu werden, entscheidet man nicht einfach über Nacht. Eine gute Ausbildung ist ein absolutes Muss.
Am besten ins kalte Wasser springen, viele Texte übersetzen, netzwerken, was das Zeig hält, anderen die Texte zum Korrekturlesen vorlegen und so viel Erfahrung wie nur möglich sammeln. Praktika
absolvieren, ins Ausland gehen und sich auf einen Schwerpunkt festlegen.
Die meisten Übersetzer haben mehrere Spezialgebiete und wechseln diese auch hier und dort. Ich habe mich mal mit einer Kollegin unterhalten. Die ist Rechtsanwältin und arbeitete als juristische
Übersetzerin. Jetzt hat sie aber in den Bereich Literatur gewechselt.
Kannst du noch konkret etwas zum Einkommen sagen?
Der Verdienst bei Übersetzern in Deutschland sieht ganz anders aus als in den USA. Für US-Übersetzer würde ich sagen, dass das Jahresgehalt zwischen 50.000-100.000 Dollar variieren kann, und die,
die sich in der oberen Gehaltsklasse befinden, haben sich auf begehrte Sachen, vor allem im technischen Bereich, spezialisiert.
Ich nehme normalerweise 0.12 Dollar pro Wort. Stündlich kann man das gar nicht so umsetzen. Ich denke, das siedelt sich so um die 20 bis 25 Dollar an und mit Recherche um die 30 Dollar.
Localization Specialist
"Localization und Internationalization sind Begriffe, mit denen in der Übersetzerwelt herumjongliert wird. Übersetzer sind eigentlich auch Localizer. Localization Specialist bedeutet, dass ich
nicht einfach nur übersetze, sondern dabei auch kulturelle oder politische Unterschiede beachte."
US-Übersetzer und Einkommen
Link: work.chron.com/much-money-translators-earn
Übersetzer-Studiengänge werden an Universitäten (z. B. Düsseldorf, Mainz, Bonn, Leipzig, Hildesheim, Saarbrücken) und an Fachhochschulen (z. B. Flensburg, Köln, Magdeburg, München, Würzburg,
Zittau, Zwickau) angeboten.
"Heidelberg bietet einen ausgezeichneten Studiengang Übersetzungswissenschaften an", so Britta Noack.
Universität Heidelberg
Außerdem gibt es an Instituten/Schulen die Möglichkeit, zum Übersetzer ausgebildet zu werden (z. B. in Hamburg, Nürnberg, Würzburg, München, Kempten, Heidelberg, Konstanz).