Beruf Sprecherin und Sprechtrainerin

Simone Dorenburg, Sprecherin und Sprechtrainerin
Simone Dorenburg, Sprecherin: Aufnahmen für ein Hörbuch im PBF-Studio in Hamburg. "Ziel muss es sein, beim Zuhörer Spannung zu erzeugen und Interesse zu wecken", so Dorenburg.

jobaspekte | helge stroemer, 2014

Von Redakteuren und freien Mitarbeiter wird im Hörfunk, TV oder in Internetmedien immer häufiger erwartet, dass sie ihre Beiträge selbst einsprechen. Aber das will gelernt sein.

Simone Dorenburg, 39, ist Diplom-Sprecherin und Sprecherzieherin und zeigt, wie es funktioniert. Seit 15 Jahren arbeitet sie als selbstständige Sprechtrainerin. Sie unterrichtet Moderatoren in den Medien (u. a. ARD), aber auch Schauspieler an Hochschulen sowie Mitarbeiter und Führungskräfte in Unternehmen.

Wie sind Sie zu Ihrem Job gekommen?
Ich habe Lehrproben an Schauspiel- und Musicalschulen gehalten und bin so zu meinen ersten Lehraufträgen gekommen. Sie entstanden aus Initiativbewerbungen. Mittlerweile bekomme ich alle Aufträge über Empfehlungen.

Aus welchem Grund haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?
Ich habe mich nicht für den Beruf, sondern für den Studiengang entschieden. Mich hat es gereizt, nicht an der Universität, sondern an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart zu studieren - einer künstlerischen Hochschule mit viel Einzelunterricht.

Am Studiengang Sprecherziehung hat mich die Fächerkombination aus Literatur, Gesang, Theater und Körperarbeit gereizt. Was ich damit einmal beruflich machen werde, war mir damals noch nicht klar und auch nicht wichtig.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Jeder Tag ist anders! Manchmal gebe ich morgens drei und nachmittags zwei Stunden Einzelunterricht. Dazwischen erledige ich die Büroarbeit zum Beispiel Abrechnungen, Terminvereinbahrungen oder Reiseorganisation. Manchmal gebe ich ganztägige Seminare für Unternehmen - und das in vielen verschiedenen Städten.

Welche Voraussetzungen muss ein junger Mensch für diesen Job mitbringen?
Voraussetzungen sind: Hochdeutsch, Sprachgefühl, musikalisches Gehör, Interesse an Literatur, Musik, Theater, klare Aussprache. Dies und mehr wird in einer mehrtägigen Aufnahmeprüfung an der Hochschule getestet.

Spaß an der Arbeit mit Stimme und Sprechweise

Als Sprecherin zu arbeiten, bedarf es einiger Übung. Sprechtrainerin Simone Dorenburg trainiert Moderatoren in Hörfunk und Fernsehen sowie Schauspieler, Sänger und Regisseure an künstlerischen Hochschulen. Auch Mitarbeiter und Führungskräfte von Unternehmen lernen bei ihr, schwierige Sprechsituationen zu meistern und ihre Stimme erfolgreich einzusetzen.
Welche Aufstiegschancen bietet der Job?
Aufstiegschancen im klassischen Sinn gibt es nicht. Jeder Absolvent einer Hochschule ist selbst dafür verantwortlich, in welchen Bereichen er später arbeitet und was er daraus macht.

Und welche Zukunftschancen gibt es in dem Beruf?
Mitarbeiter in vielen Medienbereichen und in Unternehmen - und natürlich Schauspieler - müssen viel und gut sprechen können. Daher denke ich, dass auch in Zukunft immer Sprechtrainer gebraucht werden.

Gibt es auch negative Seiten?
Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Meine Kommilitonen haben etwas ganz anderes aus ihrem Beruf gemacht. Jeder entscheidet selbst, wie viel er bzw. sie arbeitet und empfindet es anders, ob man zum Beispiel viele Geschäftsreisen mag oder nicht. Ich bin jedenfalls froh, mir alles selbst einteilen zu können und würde die Freiheit nicht mehr gegen eine Festanstellung eintauschen wollen.

Wie hoch ist das Einkommen?
Auch das lässt sich nicht pauschal beantworten, denn die Honorare sind Verhandlungssache und von Branche zu Branche absolut unterschiedlich. In der Kunst verdient man in der Regel jedoch weniger als in der Wirtschaft.

Was raten Sie jungen Menschen, die sich für diesen Beruf interessieren?
Über die Bedingungen der Aufnahmeprüfungen der Hochschulen sollte man sich genau informieren und sich gezielt darauf vorbereiten. Dann sollten Interessenten bei Sprechtrainern hospitieren, um zu erfahren, ob ihnen die Arbeit an Stimme, Sprechweise und Präsenz überhaupt Spaß macht.

Weitere Infos zum Thema Sprecher/Sprecherin Ausbildung und Honorar

Die Honorare sind Verhandlungssache. In der Kunst verdiene man in der Regel weniger als in der Wirtschaft, so Simone Dorenburg.

Studiengänge
Es gibt den Studiengang Sprecherziehung mit der künstlerischen Orientierung nur an der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater in Stuttgart.
www.mh-stuttgart.de

Sprechwissenschaft und Phonetik mit einem mehr wissenschaftlich/theoretischen Schwerpunkt lässt sich an der Universität Halle studieren.
www.sprechwiss.uni-halle.de

Alle anderen Studiengänge haben einen Vereinsabschluss: Deutsche Gesellschaft für Sprechwissenschaft und Sprecherziehung (DGSS e. V.) und sind keine Hauptstudiengänge.
www.dgss.de